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Kreisbote vom 28.02.2007

Lebensperspektiven

Drei Projekte für bessere berufliche Chancen von Jugendlichen

 

Kempten - 24 Prozent der Jugendlichen in Kempten in der fünften bis neunten Jahrgangsstufe attestieren ihre zuständigen Lehrer eine negative Schulentwicklungsprognose. Weiteren 17 Prozent wird dieses Urteil bereits in der Grundschule ausgesprochen. Die Zahlen zeigen den dringenden Handlungsbedarf, um der drohenden Jugendarbeitslosigkeit den Kampf anzusagen. „Die Jugendlichen müssen in der Lage sein Perspektiven zu sehen und für sich Perspektiven zu entwickeln", betonte OB Ulrich Netzer. deshalb wurde im vergangenen Herbst das Projekt der Stadt „Jugend, Schule und Beruf" gestartet. Drei konkrete Maßnahmen sollen jetzt auf den Weg gebracht werden, damit Jugendliche die Schulen ausbildungsreif verlassen und so Perspektiven im Leben erhalten. Vergangene Woche wurden die Maßnahmen vorgestellt.

„Zukunft bringt’s – Lernen, wachsen, Chancen greifen“ hat sich das Projekt „Jugend, Schule und Beruf“ zum Motto gemacht. Koordiniert wird „Jugend, Schule und Beruf“ von einem Unterausschuss des Jugendhilfeausschusses. Er besteht aus Vertretern von Politik, Schule, Jugendhilfe, Jugendarbeit und der Agentur für Arbeit, aber auch aus den Bereichen Handwerk und Wirtschaft. Ziel des Unterausschusses ist es ein Netzwerk von bestehenden Anlaufstellen und Ansätzen gegen Jugendarbeitslosigkeit zu schaffen und neue Projekte durchzuführen.

 

Ansatzpunkt der ersten drei zusätzlichen Maßnahmen ist die Schule. Diese sollte ein „Lebens und Lernort“ werden, denn neben dem Elternhaus sei sie „die zweite wichtige Sozialisationsinstanz“, erläuterte Netzer. Die drei neuen Maßnahmen „Flex“, „Jump“ und „Lebu“ sollen die Kinder und Jugendlichen in jedem Alter deshalb aktiv „mitnehmen“ und nicht „sitzen lassen“, erklärte Netzer. Dabei decken die Maßnahmen eine Zeitspanne von der dritten Klasse aufwärts bis zu den jungen Erwachsenen ab.

„Flex“ setzt in der dritten bis zur fünften Klasse an. Schüler an herkömmlichen Grundschulen, die Defizite haben, sollen individuell gefördert werden. Dazu bleiben sie in ihrem Klassenverband, werden aber zusätzlich in einer gemeinsamen Projektschule schulisch, pädagogisch und sonderpädagogisch unterrichtet und betreut. Dabei gibt es kein festes Konzept, das die Kinder durchlaufen. Die Förderung soll individuell zugeschnitten werden. Für den Start von „Flex“ sieht die Stadt acht Plätze vor. Wie OB Netzer allerdings betonte, bedeute dies nicht, dass nur acht Schüler pro Jahr betreut würden, da Kinder je nach Einzelfall auch nur ein bis zwei Monate Betreuung bräuchten und die freien Plätze dann wieder an andere Schüler vergeben werden könnten.

Das Projekt „Jump“, das als Abkürzung für „Jugend meets Praxis“ steht, möchte die frühzeitige berufliche Orientierung erreichen. Zunächst startet es an der Lindenbergschule. Jeder Schüler, der dort in die achte Klasse geht, soll einen Tag pro Woche in einem Ausbildungsbetrieb verbringen. Als Ziel formulierte OB Netzer „die persönliche und soziale Entwicklung, um Ausbildungsfähig zu werden“. Für den praktischen Teil soll den Jugendlichen eine „passgenaue Praktikumsmöglichkeit“ vermittelt werden, die im Idealfall zu einer Ausbildungsstelle führt. Denn Schüler und Betrieb hätten sich ja bereits kennengelernt, verdeutlichte OB Netzer.

Die dritte Maßnahme „Lebu“ als Abkürzung für „Lebens- und Berufsplanung“ will Jugendliche und junge Erwachsene, die vom Schulabbruch betroffen oder bedroht sind, pädagogisch begleiten. OB Netzer erklärt, dass die Betroffenen hier ein „konzentriertes Training“ für ihre „emotionale Entwicklung“ und „soziale Kompetenzen“ erhielten. Im k kleinen Rahmen hat sich das Projekt bereits bewährt. Denn im Zuge der sozialen Stadt Thingers wurden bereits einige Jugendliche erfolgreich betreut.

Finanziert wird das Projekt „Jugend, Schule und Beruf“ derzeit durch 170000 Euro im Haushalt der Stadt. Denn, auch wenn die Schulen dem Land unterstehen, sieht OB Netzer die Kommune in der Pflicht, gegen die Perspektivenlosigkeit vorzugehen. „Hier in der Kommune fokussiert es sich“, verdeutlichte er. Allerdings werden die Gelder der Kommune nicht reichen, und das „Jugend, Schule und Beruf“ sucht Unterstützung bei der Wirtschaft und bei EU Förderprojekten. Die Zusammenarbeit mit ansässigen Unternehmen ist aber vor allem für „Jump“ wichtig, um den Jugendlichen die nötigen Praxisplätze vermitteln zu können. mcm