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Wir sind hierher gekommen, um zu lernen“

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Schulbesuch Seehofer und Minister informieren sich über „Zukunft bringt’s“ und andere Modellversuche auf dem Bildungssektor (AZ 21.4.10)

Kempten Was kann eine Stadt tun, damit ihre Jugend einen Ausbildungsplatz oder sonst eine Chance auf dem Arbeitsmarkt erhält? Die Stadt Kempten hat dazu in den vergangenen Jahren eine Reihe von Projekten gestartet – teils mit Modellcharakter in Bayern. Über die Maßnahmen der Initiative „Zukunft bringt’s“ informierten sich gestern Ministerpräsident Horst Seehofer und Kultusminister Ludwig Spaenle in der Robert-Schuman-Schule. Seehofer: „Wir sind hierher gekommen, um zu lernen.“ 

„Vor fünf Jahren hatte die Stadt Kempten noch die rote Laterne in Bayern“, gab Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer am Anfang unumwunden zu: Viel zu viele Hauptschul- Abgänger verließen die Schule ohne Abschluss und damit ohne Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dies habe sich seit 2006 gewaltig geändert. Verantwortlich dafür ist die Initiative „Zukunft bringt’s“. „Dahinter verbergen sich 18 Einzelmaßnahmen von der Kindertagesstätte über die Schulzeit bis zum erfolgreichen Berufseinstieg“, erläuerte Thomas Baier-Regnery, Leiter des Amts für Jugendarbeit. Drei Projekte wurden gestern exemplarisch vorgestellt:

● Flex-Schule: Laut Bernhard Dossenbach, Leiter der Agnes- Wyssach-Schule, und Georg Trautmann, Sonderschullehrer im mobilen Dienst, widmet sich die Flex- Schule Grundschülern mit sozialen Problemen. In einer nur wenige Monate dauernden intensiven Betreuung versucht ein Team aus Grundschullehrern, Sozialpädagogen und Sonderpädagogen den Kindern und Eltern zu helfen. Ziel ist eine Rückführung der Kinder in ihre Stammklassen. Bei fast 70 Prozent gelingt das auch.

● B-und K-Klassen: Besonders erfolgreich, erläuterte Schulrat Hans Fasser, seien die neuen B- und K-Klassen – eine Kooperation von Hauptschule (Robert-Schuman- Schule) und Berufschule. In der B-Klasse bekommen Schüler eine zweite Chance für einen Abschluss (Fasser: „Heuer werden es alle schaffen.“). In der K-Klasse sollen arbeitslose Jugendlichen durch zusätzliche Förderung einen Ausbildungsplatz erhalten („von 35 Schülern haben 20 schon einen“).

● Praxisklassen: Mit einem Abschluss verlassen auch die Schüler der beiden Praxisklassen (P8 und P9), die vorher keine Aussicht darauf hatten, die Schule. 

Und was sagen die Schüler zum Besuch des Ministerpräsidenten an ihrer Schule? „Die Gesprächsrunde war wirklich interessant. Da haben wir verstanden, wie das System funktioniert“, meinte Jennifer (15). „Der Ministerpräsident war supernett, gar nicht abgehoben – echt cool“, waren sich Elif (16), Sandrina (15) und Jennifer einig.