Jugendtanz-Projekt 53 Mädchen und Jungen zeigen bei „Unzensiert“
ergreifende Szenen aus ihrem Alltag – Noch zwei Aufführungen (AZ 7.10.08)
VON JANA SCHINDLER
Kempten „Wir haben euch was zu
sagen ... Wir zeichnen euch das Leben,
und zwar in allen Farben.“ So
direkt angesprochen ließ der erste
Rap-Song im vollen Kemptener
Stadttheater zur Premiere des Jugendtanzprojekts
Unzensiert niemanden
kalt und zog wohl jeden sofort
in seinen Bann. Und es war
nicht wenig, was die 53 Jugendlichen
auf unter hinter der Bühne zu
sagen hatten: Unterschätzt uns
nicht, wir können etwas, und wir
sind vor allem nicht so uninteressiert,
kommerziell und oberflächlich,
wie ihr vielleicht alle denkt.
Die zweite der 17 Szenen mit dem Titel „Bitte nicht stören“ ging dann unter die Haut. Hinter einer transparenten Wand sind neun Kammern über- und nebeneinander aufgebaut. Sie erlauben den Blick in ein Wohnhaus ohne Außenwände und damit in die Zimmer der Jugendlichen. Es ist ein bedrückender Blick in Gefängniszellen, denn es geht um Einsamkeit. Einsam mit dem Telefon, mit der Kloschüssel, mit dem Liebesbrief, mit Fernseher oder Computer, mit Drogen oder mit dem Boxsack. Jeder bleibt allein. Nacheinander geht das Licht in diesen Zellen an und wieder aus. Das ist ein Bild, das von diesem Abend bleiben wird.
Jede Geste, jede Bewegung sitzt
Doch nicht nur von den Schattenseiten des Lebens erzählen die 24 Tänzer. In „Liebe“ und „Power“, „Glaub an dich!“ und „Clique“ wird tänzerisch und gesanglich an die Stärke der Gemeinschaft appelliert. Immer geht es in dem Projekt, das die Tanzpädagogen Daniela Stricker und Richard Klug in Kooperation mit der städtischen Initiative „Zukunft bringt’s“ auf die Beine gestellt haben, um das Ausloten von individueller Abgrenzung und Gruppenerfahrung.